Geschichte

Die Gesellschaft der Freunde Kants

Die „Gesellschaft der Freunde Kants” geht direkt auf den Kreis von Freunden zurück, die Kant alljährlich zu seinem Geburtstag am 22. April in sein Haus einzuladen pflegte. Am 22. April 1803 traf sich die Runde dort zum letzten Mal. Kant starb am 12. Februar 1804. Dr. med. William Motherby, der Sohn von Kants Freund Robert Motherby und selbst ein Freund Kants, lud die Teilneh­mer der Geburtstagsfeier von 1803 zu einem „Erinnerungsfeste” am 22. April 1805 in Kants Wohnhaus ein, das nach dem Tod des Philosophen in den Besitz eines Gastwirts gekommen war; dort wollten sie in der gewohnten Umgebung sein Andenken ehren. Nach dem Bericht von Dr. Christian Friedrich Reusch: „Kant und seine Tischgenossen“ (Königsberg 1847) waren dabei die folgenden Personen anwesend:

  • Professor Christian Jakob Kraus (* 27. Juli 1753 in Osterode (Ostpreußen); † 25. August 1807 in Königsberg), Philosoph und Wirtschaftswissenschaftler;
  • Professor Karl Ludwig Pörschke (* 10. Januar 1752 in Molsehnen bei Königsberg; † 24. September 1812 in Königsberg), Philologe und Philosoph;
  • Professor Johann Gottfried Hasse (geboren 1759 zu Weimar, † am 12. April 1806 in Königsberg), evangelischer Theologe und Orientalist,;
  • Medizinalrat Professor Karl Gottfried Hagen (* 24. Dezember 1749 in Königsberg; † 2. März 1829 ebenda), Pharmazeut und naturwissenschaftlicher Universalgelehrter
  • Professor Johann Friedrich Gensichen (* 30. Januar 1760 in Driesen; † 7. September 1807 in Königsberg), Mathematiker und Bibliothekar an der Königsberger Schlossbibliothek; Kant vermachte ihm seine Bücher;
  • Kriegsrat Johann Georg Scheffner (* 8. August 1736 in Königsberg; † 16. August 1820 in Königsberg), preußischer Beamter, SchriftstellerÜbersetzerAufklärer und Freimaurer;
  • Regierungsrat Johann Friedrich Vigilantius, Rechtsberater Kants, setzte dessen Testament auf;
  • Regierungsrat a. D. Schreiber;
  • Samuel Friedrich Buck (1763–1827), Bürgermeister von Königsberg;
  • Ehregott Andreas Wasianski (* 1755 in Königsberg; † 1831 ebenda),  evangelischer Pfarrer und Betreuer Kants in seinen letzten Lebensjahren, Verfasser der Biographie: „Immanuel Kant in seinen letzten Lebensjahren“ (Königsberg 1804);
  • Georg Michael Sommer (1754-1826), Pfarrer der Haberberger Kirche;
  • Dr. med. Johann Benjamin Jachmann (1765-1832), war nach dem Studium in Edinburgh als Arzt in Königsberg tätig; Bruder von Reinhold Bernhard Jachmann (1767-1843), Theologe und Pädagoge, Verfasser der Biographie „Immanuel Kant geschildert in Briefen an einen Freund (Königsberg 1804);
  • Oberstadtinspektor Johann Brahl;
  • Friedrich Nicolovius  (1768–1836), Buchhändler und Verleger);
  • Kaufmann Friedrich Conrad Jacobi (1752 – 1816);
  • Kaufmann Johann Christian Gädeke (1765 – 1853), Schwiegersohn von F.C. Jacobi;
  • John Motherby (geb. 16.9.1784 in Königsberg, gest. 19.10.1813 bei der Erstürmung des äußeren Grimmaischen Tores in Leipzig), Jurist, Sohn des Kant-Freundes Robert Motherby;
  • Dr. med. William Motherby (* 12. September 1776 in Königsberg; † 16. Januar 1847 ebenda), Sohn von Robert Motherby, nach Medizinstudium in Edinburgh Arzt in Königsberg und Landwirt in Ostpreußen, Begründer der Gesellschaft der Freunde Kants;
  • Kriminalrat Friedrich August von Staegemann (* 7. November 1763 in VierradenUckermark; † 17. Dezember 1840 in Berlin), preußischer Beamter und Diplomat, arbeitete an den Stein-Hardenbergschen Reformen mit;
  • Kriminalrat Johann Gottfried Frey (* 28. März 1762 in Königsberg; † 25. April 1831 ebenda), preußischer Verwaltungsbeamter, Mitarbeiter des Freiherrn vom Stein, entwarf die Grundlagen der Städteordnung von 1808;
  • Dr. med. Laubmeyer;
  • Professor Karl Daniel Reusch (1735 – 1806), Physiker
  • Dr. Christian Friedrich Reusch (* 1778 in Königsberg (Preußen; † 1848 ebenda) Sohn von Prof. K. D. Reusch, Verwaltungsjurist, Verfasser der Schrift: „Kant und seine Tischgenossen“ (Königsberg 1847);
  • Professor Dr. med. Christoph Friedrich Elsner, Kants Hausarzt und zur Zeit seines Todes Rektor der Universität;
  • Johann Michael Hamann (geboren am 27. September 1769 in Königsberg; gestorben am 12. Dezember 1813 ebenda), Lyriker und Pädagoge, Sohn von Johann Georg Hamann (* 27. August 1730 in Königsberg; † 21. Juni 1788 in Münster).

Auf dem Bild von Emil DoerstlingKant und seine Tischgenossen (Reproduktion um 1892) sieht man Kant beim Mittagessen mit acht Freunden, die aber wohl nie alle gleichzeitig bei ihm waren.

Das Bild zeigt die engsten Freunde Kants, angesehene Bürger Königsbergs, mit denen er ständig verkehrte. Ganz links am Tisch neben Kant sitzt der Kaufmann Johann Conrad Jacobi (1717 – 1774), rechts neben Kant der aus England stammende Kaufmann Robert Motherby (23.12.1736 – 13.02.1801), neben ihm Johann Georg Hamann, hinter ihm steht Professor Christian Jakob Kraus, daneben sitzen Johann Georg Scheffner und Karl Gottfried Hagen. Vor dem Tisch sitzen rechts Ludwig Ernst Borowski (17.06.1740 – 10.11.1831), hoher evangelischer kirchlicher Würdenträger und erster Biograph Kants, und Theodor Gottlieb von Hippel der Ältere (31.01.1741 – 23.04.1796), Oberbürgermeister Königsbergs und Schriftsteller.

Bei dem ersten „Erinnerungsmahl“ am 22. April 1805 beschlossen die Freunde Kants, jedes Jahr am Geburtstag Kants zu einem Festmahl zusammenzukommen. Dieser Beschluss bildete den Gründungsakt der Vereinigung, die später den Namen „Gesellschaft der Freunde Kants” erhielt. Versammlungsort war bis 1810 Kants Wohnhaus, das ab 1805 ein Gasthaus war, ab 1811 das „Deutsche Haus“ in Königsberg.

Wenn Tischfreunde durch Tod ausschieden, wurde die Zahl der Mitglieder durch Kooptierung ergänzt. Neue Mitglieder der Gesellschaft wurden nach dem Grundsatz ausgesucht, wie Kant selbst seine Tischfreunde wählte, nämlich dass „verschiedenste Stände und Berufsgruppen“ vertreten sein sollten. Die Mitgliederzahl war zunächst auf 30 begrenzt, lag jedoch 1905 bei 77 und 1932 zwischen 90 und 100. Statuten hatte die Gesellschaft nicht. Ihre Aufgabe sah sie in der Bewahrung des Gedächtnisses an Immanuel Kant in seiner Heimatstadt. Im Jahre 1814 schlug der Astronom Friedrich Wilhelm Bessel (1784-1846) vor, denjenigen, der jeweils im nächsten Jahr die Rede halten sollte, durch eine silberne Bohne zu bestimmen, die in einem als Nachtisch gereichten Kuchen versteckt wurde. So entstand die Tradition des „Bohnenkönigs“. Die „Gesellschaft der Freunde Kants“ wurde seitdem „Bohnengesellschaft“ genannt und das Festessen an Kants Geburtstag „Bohnenmahl“. Ein Mitglied der Gesellschaft, der Historiker Friedrich Wilhelm Schubert (* 20. Mai 1799 in Königsberg; † 21. Juli 1868 ebenda) stellte 1846 die Regel auf, der die „Bohnenreden“ entsprechen sollten: „Die Tischreden haben die Aufgabe, Mitteilungen aus Kants Leben zu machen, oder Gegenstände zu behandeln, die mit der Kantischen Philosophie und ihrer weiteren Verbreitung in inniger Verbindung stehen.“

Die „Bohnengesellschaft“ war in den 140 Jahren ihrer Existenz bis zum Untergang Königsbergs im Jahre 1945 ein wichtiger Kulturfaktor der Stadt. Das erste größere öffentliche Ereignis im Leben der Gesellschaft war 1810 die Einweihung der Wandelhalle Stoa Kantiana, einer Grabkapelle mit Kant-Büste am Königsberger Dom. Die Gesellschaft beging würdig den 100. Geburtstag des Philosophen im Jahre 1824. Karl Rosenkranz (* 23. April 1805 in Magdeburg; † 14. Juni 1879 in Königsberg), Nachfolger auf dem Lehrstuhl Kants, schlug 1836 in der „Bohnenrede“ zu Kants Geburtstag der Gesellschaft der Freunde Kants vor, die erste Gesamtausgabe der Werke des Philosophen herauszubringen. Dies verwirklichte er 1838 bis 1840 gemeinsam mit Friedrich Wilhelm Schubert.  

Auch an der Errichtung des Kant-Denkmals von Christian Daniel Rauch 1864 hatten die Freunde Kants Anteil. Das Mitglied der Gesellschaft, der Theologe, Schriftsteller und Politiker Julius Rupp, Großvater von Käthe Kollwitz, veröffentlichte 1857 die Schrift „Immanuel Kant. Über den Charakter seiner Philosophie und das Verhältnis derselben zur Gegenwart“ mit dem ausdrücklichen Vermerk; „Der Ertrag ist für das Kantdenkmal in Königsberg bestimmt“. Die Gesellschaft beteiligte sich an der großangelegten Feier in Königsberg zu Kants 100. Todestag 1904.

Zur Feier des 200. Geburtstags des Philosophen im Jahre 1924 wurde das von dem Königsberger Architekten Friedrich Lahrs am Dom errichtete neue Kant-Grabmal eingeweiht. Anstelle des sonst in kleinem Kreise stattfindenden „Bohnenmahls“ kamen am 22. April 1924 etwa 300 Personen als „Freunde Kants“ in der Stadthalle Königsberg zusammen.

Beim “Bohnenmahl” im Jahre 1936 überreichte der “Bohnenkönig”, der Königsberger Architekt Friedrich Lahrs, der Gesellschaft der Freunde Kants als Zugabe zu seiner „Bohnenrede“ acht Zeichnungen unter dem Titel „Die Stadt Kants“ mit Ansichten aus Königsberg im 18. Jahrhundert.  

Die Gesellschaft sammelte von Anfang an auch Kant-Reliquien, sogenannte „Kantiana“. Diese Sammlung bildete 1924 die Grundlage für die Einrichtung von vier Kant-Zimmern und 1938 eines Kant-Museums im Stadtgeschichtlichen Museum Königsberg. Die Kantiana-Sammlung wurde durch die britischen Bombenangriffe auf Königsberg am 26./27. und 29./30. August 1944 vernichtet. 1926/27 gab die Gesellschaft die Anregung zum Ausbau des „Kant-Häuschen“ beim Forsthaus Moditten als Kant-Gedenkstätte. Kant besuchte in Moditten  oft seinen Freund, den Förster Wobser, und schrieb dort sein Werk „Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen“. Die Ausstellungsstücke aus dem Kant-Häuschen wurden Ende 1944 in das Berliner Schloss evakuiert. Das Häuschen ist bei der Eroberung Königsbergs 1945 untergegangen.

Zu den prominenten Mitgliedern der Gesellschaft gehörten Philosophen wie Johann Friedrich Herbart (1776-1841) und Karl Rosenkranz, Philologen wie Ludwig Rhesa (1776-1840), Karl Lehrs (1802-1878) und Ludwig Friedländer (1824-1909), Theologen wie der Gründer der Königsberger Freien Gemeinde Julius Rupp und August Johannes Dorner (1846-1920), der  Germanist Oskar Schade (1826-1906), der Kunsthistoriker Ernst August Hagen (1797-1880), Sohn des Kant-Freundes Karl Gottfried Hagen, die Physiker und Mathematiker Friedrich Wilhelm Bessel, Franz Ernst Neumann (1798-1895) und Hermann von Helmholtz (1821-1894), die Historiker Wilhelm von Giesebrecht (1814-1889) und Franz Rühl (1845-1915), die Juristen und Politiker Heinrich Theodor von Schön (1773-1856), Rudolf von Auerswald (1795-1866) und Eduard von Simson (1810-1899),  der Königsberger Arzt und Politiker Johann Jacoby (1805-1877),  die beiden Königsberger Oberbürgermeister Karl Selke (1836-1893) und Siegfried Körte (1861-1919),  die Juristen und Schriftsteller Ernst Wichert (1831-1902) und Felix Dahn (1834-1912) sowie die Kant-Forscher  Emil Arnoldt (1828-1905) und Rudolf Reicke (1825-1905).

Die Gesellschaft der Freunde Kants wirkte bis zum Untergang Königsbergs im Jahre 1945 im Sinne ihrer Begründer in der Heimatstadt des großen Philosophen. Der letzte „Bohnenkönig“, der am 22. April 1945 die Festrede hätte halten sollen, war der Königsberger Lehrer und Historiker Professor Bruno Schumacher (* 2. Dezember 1879 in Straßburg; † 1. März 1957 in Hamburg), der letzte Schulleiter des Friedrich-Kollegiums. Unter sowjetischem Artilleriefeuer auf die Stadt legte er am 12. Februar 1945 – wie es an Kants Todestag üblich war – einen Kranz am Kant-Grabmal am Königsberger Dom nieder, der seit den britischen Bombenangriffen Ende August 1944 nur noch eine ausgebrannte Ruine war. Als einziges Bauwerk in der Königsberger Innenstadt blieb wie durch ein Wunder das Kant-Grabmal erhalten.

Die Königsberger Akten der Gesellschaft der Freunde Kants sind seit Kriegsende verschollen. Der Philosoph Rudolf Malter (1937-1994) hat jedoch unter dem Titel „Denken wir uns aber als verpflichtet …“ einen Sammelband Königsberger Kant-Ansprachen 1804 – 1945 (Erlangen 1992) herausgegeben und in seiner Einleitung dazu die Königsberger Kant-Tradition 1804-1945 mit umfangreichen Literaturangaben dargestellt. 

Im Jahre 1946 versammelten sich einige Mitglieder der Königsberger Gesellschaft in Göttingen und beschlossen, wieder das alljährliche „Bohnenmahl“ zu veranstalten. Es fand von 1947 bis 1973 in Göttingen statt, danach in Mainz und nach der deutschen Wiedervereinigung in Halle, wo 1904 die Kant-Gesellschaft gegründet wurde (http://www.kant-gesellschaft.de), sowie an anderen Orten in den neuen Bundesländern.

Im Jahre 2005 wurde in Kaliningrad/Königsberg das 750. Jubiläum der Stadtgründung gefeiert. Die Kaliningrader Staatliche Universität erhielt den Namen „Baltische Immanuel-Kant-Universität“. Aus diesem Anlass gründeten einige Universitätsangehörige und andere Kaliningrader Intellektuelle eine Vereinigung mit der Bezeichnung „Freunde des Bohnenkönigs“, die an die Königsberger Tradition der „Bohnenmahle“ und „Bohnenreden“ anknüpfte. Im Jahre 2008 organisierte Gerfried Horst, Mitglied der Kant-Gesellschaft, für einige Kant-Interessierte eine Reise nach Kaliningrad/Königsberg, um gemeinsam mit der Kaliningrader Vereinigung „Freunde des Bohnenkönigs“ wieder in der Heimatstadt Immanuel Kants den Geburtstag des Philosophen zu feiern. Seitdem hat (bis zum Beginn der Corona-Pandemie) jedes Jahr am 22. April ein gemeinsames „Bohnenmahl“ von Russen, Deutschen und Kant-Interessierten aus anderen Ländern in Kants Heimatstadt stattgefunden. Damit ging der Wunsch Rudolf Malters in Erfüllung, der als „Kanzler der Gesellschaft der Freunde Kants, ehem. Königsberg i. Pr.“ im August 1991 in der Einleitung zu der von ihm herausgegebenen Sammlung Königsberger Kant-Ansprachen 1804 – 1945 schrieb:

„Es wäre nicht das schlechteste Zeichen der Völkerverständigung, wenn sich eines Tages im Königsberg der Gegenwart Kantfreunde vieler Nationen in Erinnerung an den Friedensdenker Immanuel Kant zum ‚Bohnenmahl’ versammelten.“

(In: Rudolf Malter (Hg.), „Denken wir uns aber als verpflichtet…“, Königsberger Kant-Ansprachen 1804 – 1945, Erlangen 1992, S. 13).  

Am 12. Februar 2011, dem Todestag Kants, wurde in Berlin unsere Gesellschaft „Freunde Kants und Königsbergs e. V.“ mit dem Ziel gegründet, die alte Königsberger Tradition, Immanuel Kants Geburtstag am 22. April in seiner Heimatstadt bei einem „Bohnenmahl“ zu feiern, in Gemeinschaft von Deutschen, Russen und Kant-Freunden aus anderen Nationen dauerhaft fortzuführen. Unter unseren Mitgliedern  sind mehrere direkte Nachkommen von persönlichen Wegbegleitern Kants und schlagen damit die Brücke zur im Jahr 1805 in Kants Heimatstadt ins Leben gerufenen „Gesellschaft der Freunde Kants“, die bis zum Untergang Königsbergs Bestand hatte.

Das geistige Erbe Königsbergs lebendig zu erhalten, Kants Werk den heutigen Menschen auf verständliche Weise nahezubringen und zur Völkerverständigung beizutragen, sind weitere Ziele der Gesellschaft „Freunde Kants und Königsbergs e.V.“

Bis zur Corona-Pandemie im Jahre 2020 veranstaltete unsere Gesellschaft jedes Jahr anlässlich des Geburtstags von Immanuel Kant eine mehrtägige Reise („Kant-Reise“) in die Heimatstadt des Philosophen, wobei die Feierlichkeiten am 22. April im Königsberger Dom, die Blumenniederlegung am Kant-Grab und das gemeinsame Bohnenmahl mit Kant-Interessierten aus Kaliningrad den Höhepunkt des Reiseprogramms bildeten. Außerdem wirkte die Gesellschaft daran mit, Gedenktafeln für Kant und andere bedeutende Königsberger anzubringen und das Kant-Museum im Königsberger Dom weiter auszugestalten, insbesondere mit Dauerausstellungen zu Wegbegleitern Immanuel Kants. Diese Ausstellungen wurden jeweils im Rahmen der alljährlichen Kant-Reise von direkten Nachkommen der betreffenden Freunde Kants eröffnet: 

  • Robert Motherby und seine Familie (eröffnet 2013);
  • Karl Gottfried Hagen und die „Königsberger Gelehrtenfamilie“ (eröffnet 2014);
  • Johann Conrad Jacobi und Johann Christian Gädeke (eröffnet 2015);
  • Theodor Gottlieb von Hippel der Ältere und Theodor Gottlieb von Hippel der Jüngere (eröffnet 2016);
  • Friedrich Leopold Freiherr v. Schrötter und sein Bruder Carl Wilhelm Freiherr v. Schrötter (eröffnet 2017);
  • Gräfin Charlotte Caroline Amalie von Keyserlingk und ihr Gatte Graf Heinrich Christian von Keyserlingk (eröffnet 2018). 

Außerdem haben im April 2016 mehrere Nachkommen des Architekten und Kunsthistorikers Friedrich Lahrs unter Mitwirkung der Gesellschaft im Stadt-Museum im Königsberger Dom eine Dauerausstellung über den Erbauer des Kant-Grabmals eröffnet.

Für das Museum im wiederaufgebauten früheren Pfarrhaus in Judtschen (heute Wessjolowka), in dem Kant einige Jahre als Hauslehrer tätig war, hat die Gesellschaft zahlreiche Exponate gespendet, insbesondere Erstausgaben von Werken Kants, Bilder und Büsten. Die Nachkommen der Hugenotten-Familie Loyal, die im 18. Jahrhundert nach Judtschen gekommen war, spendeten den Nachbau eines Fährkahns, in dem auch Kant seinerzeit den nahegelegenen Fluss Angerapp zu überqueren pflegte.

Mit ihrer alljährlichen „Kant-Zukunftswerkstatt“ hat unsere Gesellschaft mit finanzieller Förderung durch das deutsche Auswärtige Amt ein Programm aufgesetzt, das junge Leute aus Deutschland, Russland, Polen, Litauen und anderen europäischen Ländern bei gemeinsamen Unternehmungen mit Leben und Werk Immanuel Kants vertraut macht und auf diese Weise zur Völkerverständigung beiträgt.

Durch ihre vielfältigen Aktivitäten in Kaliningrad ist unsere Gesellschaft – ebenso wie seinerzeit die „Gesellschaft der Freunde Kants“ in Königsberg – schon nach wenigen Jahren zu einem Kulturfaktor in Kants Heimatstadt und dem umliegenden Gebiet geworden. Der russische Überfall auf die Ukraine bedeutete jedoch auch für unsere Gesellschaft eine Zeitenwende und hat den meisten unserer Aktivitäten in Kaliningrad ein – hoffentlich nur vorläufiges – Ende bereitet. Der russische Geheimdienst FSB hat dem Vorsitzenden unserer Gesellschaft und einem weiteren Mitglied die Einreise nach Russland ohne Begründung bis zum Jahr 2057 verboten.

Unsere Gesellschaft hat ihren Fokus nunmehr in Richtung Nordpolen verschoben, wo sich ca. 150 km südlich von Kants Heimatstadt ein weiterer Ort im ehemaligen Ostpreußen befindet, in dem Immanuel Kant mehrere Jahre als Hauslehrer tätig war (Groß Arnsdorf, heute Jarnołtowo). Unsere Gesellschaft unterstützt den Ausbau der dortigen Kant-Gedenkstätte und organisiert Veranstaltungen in der Region Ermland-Masuren.

Berichte über unsere Aktivitäten finden sich auf Deutsch und in anderen Sprachen auf unserer Website www.freunde-kants.com.

​© 2024 Gerfried Horst

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