1.Bedeutung und historischer Hintergrund des Kant-Jubiläums
Der 300. Geburtstag Immanuel Kants am 22. April 2024 wird ein Ereignis von weltweiter Bedeutung sein.
Kant wurde am 22. April 1724 in Königsberg geboren. Ohne die Geschichte und das geistige Umfeld Königsbergs ist Kant nicht denkbar; er ist nicht nur physisch, sondern auch geistig ein Sohn Königsbergs.
In dieser Stadt hatte sich Friedrich I. am 18. Januar 1701 selbst zum König in Preußen gekrönt. Kants Heimatstadt war die Hauptstadt des Königreichs Preußen. Kant hat sein ganzes Leben in Königsberg verbracht, mit Ausnahme einiger Jahre in seiner Jugend, während derer er Hauslehrer in Judtschen (heute: Wessjolowka, Russland) bei der Familie des reformierten Pastors Daniel Andersch und in Groß Arnsdorf (heute: Jarnoltowo, Polen) bei der Familie des Gutsbesitzers v. Hülsen war.
Kant hat Ostpreußen nie verlassen und nie eine andere große Stadt als Königsberg kennengelernt. Dennoch oder gerade deshalb zählten Reisebeschreibungen zu seiner Lieblingslektüre; er hatte aus England, Schottland und Frankreich stammende Freunde; in Judtschen hatte er reformierte Exulanten aus der Schweiz und Frankreich sowie Litauer kennengelernt; zu seinen Tischgästen gehörten Kaufleute, die Handelsreisen in verschiedene Länder unternommen hatten; viele seiner Studenten stammten aus Kurland und Livland; er lebte während der Zeit des Siebenjährigen Krieges unter russischer Herrschaft und unterrichtete russische Offiziere, und viele Reisende, die z. B. auf der Fahrt von Deutschland nach Russland durch Königsberg kamen, machten dem berühmten Philosophen ihre Aufwartung. Kant war stark beeinflusst von den Ideen des schottischen Philosophen David Hume und von den Werken Jean-Jacques Rousseaus, dessen Porträt als einziges Bild an der Wand seines Studierzimmers hing.
Geistig lebte Kant immer in Verbindung mit der ganzen Welt und fühlte sich deswegen in Königsberg am richtigen Platz, was er in einer Fußnote zur Vorrede seiner Anthropologie in pragmatischer Hinsicht wie folgt zum Ausdruck gebracht hat:
Eine große Stadt, der Mittelpunkt eines Reichs, in welchem sich die Landescollegia der Regierung desselben befinden, die eine Universität (zur Cultur der Wissenschaften) und dabei noch die Lage zum Seehandel hat, welche durch Flüsse aus dem Inneren des Landes sowohl, als auch mit angränzenden entlegenen Ländern von verschiedenen Sprachen und Sitten einen Verkehr begünstigt, — eine solche Stadt, wie etwa Königsberg am Pregelflusse, kann schon für einen schicklichen Platz zu Erweiterung sowohl der Menschenkenntniß als auch der Weltkenntniß genommen werden, wo diese, auch ohne zu reisen, erworben werden kann[1].
Die Bevölkerung der seit 1946 Kaliningrad genannten Heimatstadt Immanuel Kants ist Erbe des großen kulturellen Vermächtnisses dieser Stadt.
Die Baltische Föderale Kant-Universität, die seit 2005, dem 750. Jahrestag der Gründung Königsbergs, den Namen Immanuel Kants trägt, hat die Verantwortung dafür, die 400jährige Geschichte der Königsberger Universität Albertina weiterzuführen.
Die Gesellschaft FREUNDE KANTS UND KÖNIGSBERGS e.V. will die verantwortlichen Stellen in Kaliningrad und der Kaliningrader Oblast bei der Vorbereitung auf den 300. Geburtstags Kants unterstützen und dazu beitragen, dass die Heimatstadt Kants stärker im Bewusstsein der Weltöffentlichkeit verankert wird.
2. Die Aktivitäten der Gesellschaft FREUNDE KANTS UND KÖNIGSBERGS e.V. im Kaliningrader Gebiet
2.1. Die Mitglieder der Gesellschaft FREUNDE KANTS UND KÖNIGSBERGS e.V. sind nicht nur in Deutschland und Russland, sondern auch in zahlreichen anderen Ländern innerhalb und außerhalb Europas beheimatet. Jedes Jahr fährt eine Reisegruppe der Gesellschaft nach Kaliningrad („Kant-Reise“), um in der Heimatstadt Kants am 22. April gemeinsam mit russischen Kant-Freunden den Geburtstag des großen Philosophen zu feiern. Damit wird eine Tradition fortgesetzt, die die seinerzeitigen Tischfreunde Kants im Jahre 1805, ein Jahr nach seinem Tode, begonnen haben. Das feierliche „Bohnenmahl“ am 22. April jedes Jahres hat sich zu einem bedeutenden Ereignis im gesellschaftlichen Leben Kaliningrads entwickelt.
Die Kant-Reise anlässlich des 296. Geburtstags Immanuel Kants musste aufgrund der Corona-Krise abgesagt werden; die Gesellschaft hat den Geburtstag Kants am 22. April 2020 jedoch auf andere Weise gewürdigt: unsere Kaliningrader Vorstandsmitglieder Svetlana Kolbaneva und Boris Worobjow legten zusammen mit der Direktorin des Kant-Museums Marina Yadova und dem PhilosophieDozenten Dr. Vadim Chaly – alle mit Schutzmasken und Gummihandschuhen – gemeinsam Blumen am Grabe Kants nieder. Der Vorsitzende unserer Gesellschaft Gerfried Horst, der nicht vor Ort sein konnte, nutzte die Möglichkeiten des digitalen Zeitalters, um seine Geburtstagsansprache von Berlin aus an die Kant-Freunde in aller Welt zu übertragen[2]. Näheres dazu findet man auf der Internet-Seite der Gesellschaft sowie in unserer Facebook-Gruppe[3], Eintrag vom 28. April 2020.
2.2. Im Kant-Museum im Königsberger Dom hat die Gesellschaft folgende Dauerausstellungen über Freunde Kants initiiert und jeweils am Geburtstag Kants feierlich eröffnet:
- 2013 – Kant und die Familie Motherby
- 2014 – Die Freundschaft zwischen Immanuel Kant (1724-1804) und Karl Gottfried Hagen (1749-1829)
- 2015 – Freunde Kants aus den Familien Jacobi und Gädeke
- 2016 – Die Freunde Kants Theodor Gottlieb von Hippel der Ältere und Theodor Gottlieb von Hippel der Jüngere
- 2017 – Der Einfluss Kants auf die Gebrüder von Schrötter und die Preußischen Reformen
- 2018 – Kant und die Familie von Keyserlingk
Für diese Ausstellungen hat die Gesellschaft dem Kant-Museum antiquarische Bücher, Bilder und andere Exponate sowie erläuternde Texte auf Russisch und Deutsch übergeben. Auch für das Kant-Museum im wiederaufgebauten Pfarrhaus in Judtschen/Wessjolowka hat die Gesellschaft Exponate zur Verfügung gestellt; ihr Mitglied Dr. Dierk Loyal, Kunsthistoriker und Nachkomme einer schon zu Zeiten Kants in Judtschen ansässigen Familie, hat daran wesentlich mitgewirkt. Dem Kaliningrader Gebietsmuseum für Geschichte und Kunst, dem Kaliningrader Museum für bildende Künste und dem Weltozeanmuseum hat die Gesellschaft ebenfalls Exponate überlassen und ist bereit, die Kaliningrader Museen auch weiterhin tatkräftig zu unterstützen.
2.3. Die Gesellschaft hat zu Beginn des Jahres 2020 eine Neuausgabe der von ihr in Auftrag gegebenen russischen Übersetzung der Kant-Biographie von E. A. Ch. Wasianski vorgelegt. Sie möchte dieses Buch möglichst vielen Schülern und Studenten im Kaliningrader Gebiet schenken und hofft auf entsprechende Unterstützung der Gebietsregierung. Bis 2024 soll jedes Jahr ein weiteres Werk von Kant oder über Kant und/oder Königsberg ins Russische übersetzt und veröffentlicht werden.
2.4. Seit 2018 veranstaltet die Gesellschaft im Rahmen der alljährlichen Kant-Reise eine öffentliche Konferenz in Kaliningrad mit Fachleuten aus den Bereichen Philosophie, Geschichte und Kunstgeschichte.
2.5. Mit finanzieller Unterstützung des deutschen Auswärtigen Amtes hat die Gesellschaft 2019 ein alljährliches Jugendprogramm für Russen und Deutsche mit je einem Modul in Kaliningrad und Berlin ins Leben gerufen.
3. Die Aktivitäten der Gesellschaft zur Vorbereitung des Kant-Jubiläums
3.1. Der Vorstand der Gesellschaft will möglichst viele Mitglieder dafür gewinnen, sich an den Vorbereitungen des Kant-Jubiläums zu beteiligen. Das bevorstehende Kant-Jubiläum ist ein guter Anlass, viele junge Menschen und darüber hinaus möglichst breite Bevölkerungsschichten, die keine Verbindung zur Universitätsphilosophie haben, mit den Gedanken Kants vertraut zu machen, deren Bedeutung für den Lebensalltag zu erklären und das Interesse für die Heimatstadt Kants zu wecken. Zu diesem Zweck
3.1.1. – bewirbt die Gesellschaft durch Prospekte und über Facebook ihre Website www.freunde-kants.com, die auf Deutsch und auf Russisch sowie mit Beiträgen auf Englisch, Französisch, Italienisch, Dänisch, Japanisch, Spanisch, Griechisch, Litauisch und Armenisch über Kant und Königsberg/Kaliningrad sowie die Aktivitäten der Gesellschaft informiert;
3.1.2. – ermittelt sie „Kant-Straßen“ in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Litauen, um die betreffenden Gemeindeverwaltungen auf das bevorstehende Kant-Jubiläum hinzuweisen und ihnen vorzuschlagen, in diesen Straßen Gedenktafeln für Kant sowie an leeren Hauswänden Aussprüche Kants, Kant-Reliefs und Porträts anzubringen;
3.1.3. – schlägt sie Kant-Schulen vor, Projekte zur Vorbereitung des Kant-Jubiläums auszuarbeiten, nach Möglichkeit in Kooperation mit Kaliningrader Schulen;
3.1.4. – arbeitet sie mit Museumskuratoren zusammen, die planen, zum Kant-Jubiläum eine international einsetzbare Ausstellung vorzubereiten, um sie in Kaliningrad und anderen Orten zu zeigen;
3.1.5. – ist sie in Kontakt mit Filmproduzenten, die Fernsehfilme über Kant und Königsberg/Kaliningrad planen.
3.2. Des Weiteren steht die Gesellschaft in Kontakt mit der Staatsbibliothek Berlin, dem Preußischen Geheimen Staatsarchiv und dem Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg, wo zum Kant-Jubiläum 2024 ein Kant gewidmeter Anbau eröffnet werden soll, sowie mit dem Nordost-Institut (IKGN e. V.) in Lüneburg, das sich mit der Digitalisierung von in Allenstein/Olsztyn lagernden historischen Kant-Akten befasst. Ziel ist es festzustellen, welche Originaldokumente mit Bezug auf Kant es gibt, wie sie zugänglich sind, ob und wann sie digitalisiert und wie sie für das Kant-Museum in Kaliningrad/Königsberg nutzbar gemacht werden können. Die Gesellschaft ist bereit, zum Zweck der Zusammenarbeit zwischen den genannten Bibliotheken und Museen in Berlin und Lüneburg sowie dem Kant-Museum und anderen Museen in Kaliningrad Kontakte zu vermitteln.
3.3. Die Gesellschaft steht darüber hinaus in Verbindung mit
- der Kant-Gesellschaft e.V. in Mainz
- der Academia Kantiana in Kaliningrad
- dem Institut für Philosophie der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau
- der Société d’Études Kantiennes de Langue Française (SEKLF) in Paris.
3.4. Die Gesellschaft hat der Deutschen UNESCO-Kommission vorgeschlagen, das Jahr 2024 zum internationalen Kant-Jahr erklären zu lassen. Gedenkjahre werden von den Vereinten Nationen unter Beteiligung der UNESCO beschlossen. Die Gesellschaft wird das Thema in Kontakt mit dem deutschen Auswärtigen Amt weiterverfolgen.
Des Weiteren hat die Gesellschaft der Deutschen UNESCO-Kommission vorgeschlagen, den 300. Geburtstag Kants am 22. April 2024 zum UNESCO-Gedenktag zu erklären. UNESCO-Gedenktage („UNESCO Anniversaries“) werden alle zwei Jahre durch den Exekutivrat beschlossen (die Kriterien sind einsehbar unter http://en.unesco.org/celebrations/anniversaries-criteria ). Für das Biennium 2024-2025 fällt die Entscheidung im Frühjahr 2023. In Deutschland wird das Verfahren von der Deutschen UNESCO-Kommission koordiniert.
3.5. Der Vorsitzende der Gesellschaft, Gerfried Horst, hat ein Memorandum betreffend „Europäische Kant-Wege“ ausgearbeitet, um es beim Europarat mit der Bitte einzureichen, auf dieser Grundlage einen „Europäischen Kant-Weg“ anzuerkennen.
3.6. Die Gesellschaft wird sich auch weiterhin um Fördermittel von staatlichen Stellen für ihr Jugendprogramm bemühen. Für den Erwerb antiquarischer Bücher und anderer Exponate für das Kant-Museum und das Kant-Haus in Wessjolowka werden private Spendengelder benötigt. Erstausgaben von Werken Kants können je nach Seltenheit hunderte oder tausende Euros kosten. Der geringe jährliche Mitgliedsbeitrag der Gesellschaft, den einige Mitglieder dankenswerterweise regelmäßig um eine zusätzliche Spende aufstocken, bietet wenig Spielraum für größere Ausgaben. Das Einwerben weiterer Spenden wird ein wesentlicher Erfolgsfaktor bei der Vorbereitung auf das Kant-Jubiläum sein.
4. Vorschläge für die Feierlichkeiten zum Kant-Jubiläum
In Kaliningrad ist eine Arbeitsgruppe unter Vorsitz des Gouverneurs Anton Alichanow gebildet worden, um das Kant-Jubiläum vorzubereiten. Über den aktuellen Stand der Vorbereitungen und die zur Verfügung stehenden Finanzmittel gibt es noch keine offiziellen Verlautbarungen.
4.1. Neues Kant-Museum in Kaliningrad
Im Jubiläumsjahr 2024 und voraussichtlich auch bereits im Jahr davor werden Tausende von Besuchern aus dem In- und Ausland nach Kaliningrad kommen, um den Ort zu besuchen, an dem Immanuel Kant fast sein gesamtes Leben verbracht hat. Ausstellungen, die den bedeutendsten Sohn der Stadt nicht nur einem Fachpublikum, sondern einer breiten Öffentlichkeit nahebringen, werden auf großes Interesse stoßen.
Das Kant-Museum im Turm des Königsberger Doms ist für hohe Besucherzahlen völlig ungeeignet. Auf den steilen Treppen des Museums können kaum zwei Personen aneinander vorbeigehen, und im größten Raum finden schätzungsweise höchstens 50 Personen Platz.
Es empfiehlt sich, ein neues Gebäude für das Kant-Museum zu errichten. Das neue Museum könnte z. B. in der Nähe des Doms an der Stelle stehen, wo sich früher die Alte Universität befand. Das Äußere des Neubaus könnte sich an der Architektur der Alten Universität orientieren, siehe Bild 1.
Das Gebäude sollte ausreichend Platz bieten, um das Kant-Museum, das Museum der Stadt Königsberg und auch Konferenzräume unterzubringen. Kant und seine Stadt Königsberg sind untrennbar miteinander verbunden und werden bei den Besuchern auf gleichermaßen großes Interesse stoßen.
Eine andere Möglichkeit wäre, das Kant-Museum und das Museum der Stadt Königsberg in dem Gebäude der ehemaligen Königsberger Kunsthalle am Wrangel-Turm unterzubringen, siehe Bilder 2 und 3. Die Kunsthalle wurde 1913 von dem Architekten Friedrich Lahrs erbaut, der 1924 auch das Grabmal Kants am Königsberger Dom errichtete.
Die neue Fußgängerzone vor der Kunsthalle und dem Wrangel-Turm würde durch das Kant-Museum in der Kunsthalle aufgewertet; zusammen mit dem Bernstein-Museum im Dohna-Turm und der Promenade am Oberteich entstünde ein kulturvoller, schöner Stadtteil. In dem Gebäude der Kunsthalle befinden sich jetzt kleine Firmen, die mit Auto-Ersatzteilen handeln; sie passen nicht in die ehemalige Kunsthalle. Ein Umbau des Gebäudes zum Kant-Museum wäre wahrscheinlich kostengünstiger und schneller realisierbar als ein Neubau auf der Kant-Insel.
Für die weltgrößte Sammlung zu Immanuel Kant im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg ist im Juni 2020 ein Anbau genehmigt worden, der rund 8 Mio. Euro kosten wird und zum 300. Geburtstag Kants eröffnet werden soll. Es könnten sich Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen dem Kaliningrader Kant-Museum und der Kant-Sammlung im Lüneburger Ostpreußischen Landesmuseum ergeben.
4.2. Kurzfristige Maßnahmen
Unabhängig von der Notwendigkeit eines neuen Kaliningrader Kant-Museums für das Jubiläumsjahr 2024 erscheinen bereits jetzt kurzfristige Maßnahmen sinnvoll: Es empfiehlt sich, den Raum im Kant-Museum, in dem eine große Reproduktion des Gemäldes „Kant und seine Tischgenossen“ von Emil Dörstling hängt, ganz dem Thema „Immanuel Kant und seine Freunde“ sowie der Geschichte der Gesellschaft der Freunde Kants zu widmen. Die seinerzeit dort eingerichteten Ausstellungen über sechs Kant-Freunde und ihre Familien sind zum Teil in das Kant-Museum im ehemaligen Pfarrhaus in Wessjolowka verlagert worden. Die betreffenden Freunde Kants sind jedoch nie in Judtschen gewesen, sie haben Kant erst nach seiner Zeit als Hauslehrer kennengelernt. Die ausgelagerten Teile der Ausstellungen sollten deshalb in das Kant-Museum im Königsberger Dom zurückgeführt werden.
Die Gesellschaft FREUNDE KANTS UND KÖNIGSBERGS e.V. ist bereit, dem Kant-Museum im Königsberger Dom auf vertraglicher Basis weitere wertvolle Exponate (z. B. frühe Veröffentlichungen von Kants Kritiken) als Dauerleihgaben zur Verfügung zu stellen.
4.3. Kant-Museum in Wessjolowka/Judtschen
Das ehemalige Pfarrhaus in Wessjolowka, in dem Kant drei Jahre gelebt und die Söhne des Pastors Andersch unterrichtet hat, sollte dem jungen Kant, seinem Erstlingswerk und seinen frühen naturwissenschaftlichen Schriften gewidmet sein, die vermutlich zum Teil dort entstanden sind. Die Pädagogik Immanuel Kants als Hauslehrer könnte ebenfalls ein geeignetes Ausstellungsthema sein. Weiterhin sollte das Museum die Geschichte des Ortes und seiner Bevölkerung zeigen, also der Hugenotten und anderer reformierter Einwohner. Der Kunsthistoriker Dr. Dierk Loyal, Mitglied unserer Gesellschaft, bietet unentgeltlich seine fachkundige Unterstützung an. Im Übrigen könnte das Museum auch die Geschichte der ganzen Gegend vermitteln, also von Insterburg/Chernyachowsk bis Gumbinnen/Gusev.
4.4. Kurortnoje/Groß Wohnsdorf
Ein weiterer wichtiger Kant-Ort ist das frühere Rittergut Groß Wohnsdorf der Familie von Schrötter. Dort war Kant gerne und oft zu Gast. Das Burggebäude brannte 1830 ab, der Torturm aber blieb erhalten, siehe Bild 4. Auf der Terrasse dieses Turms hat Kant philosophische Gespräche mit seinen Gastgebern geführt.
Inzwischen sind der Kant-Turm und das umliegende Gelände der Russisch-Orthodoxen Kirche übereignet worden, die es an den Unternehmer Wladimir Sosinow verpachtet hat. Wladimir Sosinow möchte den Turm restaurieren und der Öffentlichkeit zugänglich machen, ist jedoch nicht berechtigt, bauliche Maßnahmen vorzunehmen. Infolgedessen ist eines der wenigen und wichtigsten noch vorhandenen Gebäude, in denen Kant sich häufig aufgehalten hat, dem Verfall preisgegeben. Hier muss zeitnah mit dem Leiter der Behörde für den Schutz von Objekten des kulturellen Erbes im Kaliningrader Gebiet Ewgenij Maslow eine Lösung gefunden werden.
Dasselbe gilt für das 1868/69 in der Nähe des Torturms errichtete Herrenhaus der Familie v. Schrötter. Das Herrenhaus, der Pferdestall und der Kant-Turm befinden sich in landschaftlich schöner Lage. Der Pferdestall und das umliegende Gelände werden jetzt landwirtschaftlich genutzt. Das Gelände war früher ein Park. Wenn das gesamte Ensemble wiederhergestellt würde, könnte es – neben der gut erhaltenen Stadt Prawdinsk/Friedland – zu einem wichtigen kulturellen Anziehungspunkt in diesem Teil der Kaliningradsjaka Oblast werden.
4.5. Weitere Kant-Orte
Auch die übrigen Kant-Orte im Kaliningrader Gebiet sollten möglichst bis zum Kant-Jubiläum wiederhergerichtet werden. Soweit dies nicht realisierbar ist, sollten die betreffenden Orte zumindest in geeigneter Weise gekennzeichnet werden.
4.6. Beginn der Jubiläumsfeierlichkeiten
Die Feiern zum 200. Geburtstag des deutschen Schriftstellers Theodor Fontane und zum 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens haben jeweils ein Jahr vor dem Jubiläumsdatum begonnen. Dies sollte und wird auch in Bezug auf den 300. Geburtstag Immanuel Kants der Fall sein. Die Gesellschaft FREUNDE KANTS UND KÖNIGSBERGS e.V. wird deshalb ihre Kant-Reise, Kant-Konferenz und das „Bohnenmahl“ am 22. April 2023 als feierliche Eröffnung des Kant-Jubiläumsjahres „KANT 300“ gestalten und hofft auf eine gute Zusammenarbeit mit den zuständigen Kaliningrader Stellen.
Berlin, im August 2020
[1] Anthropologie in pragmatischer Hinsicht, 1798.
[2] https://www.youtube.com/channel/UCQNfpgqnUPiyMj3B2gTyVjA/
[3] https://www.facebook.com/freundekants/posts/2976897782402281?__tn__=–R .