Kant-Orte, Persönlichkeiten

Abschied vom Retter des Königsberger Doms in Kaliningrad

Igor Alexandrowitsch Odinzow war sein Leben lang ein Kämpfer. Diese Charaktereigenschaft half ihm, gegen alle Widerstände seine Lebensaufgabe zu erfüllen: den Wiederaufbau des Königsberger Doms, den er 1992 begonnen hatte. Dazu war er qualifiziert; er hatte die Leningrader Technische Hochschule absolviert (Ленинградский инженерно-строительный институт) und war dann als Bauleiter in der Sowjetischen Armee tätig, die er um 1990 im Rang eines Obersten verließ.

Im Jahre 2005 trafen sich Präsident Putin und Bundeskanzler Schröder in Kaliningrad/Königsberg, um den 750. Jahrestag der Stadtgründung zu begehen. Da bat Igor Odinzow Präsident Putin, dem Dom auch seine Stimme wiederzugeben: eine Orgel. Der Kreml stellte die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung, und die Alexander Schuke Potsdam Orgelbau GmbH erhielt den Auftrag, eine Chororgel und eine große Orgel einzubauen; der Orgelprospekt erinnert an das Aussehen der alten Orgel des Königsberger Doms. Die Orgel ist wohl die beste in der Russischen Föderation.

Schon vor der Gründung unserer Gesellschaft arbeitete Gerfried Horst, der Vorsitzende der FREUNDE KANTS UND KÖNIGSBERGS, mit Igor Odinzow zusammen und vermittelte Musiker für Konzerte im Königsberger Dom, als ersten den Titularorganisten von Notre-Dame de Paris, Olivier Latry. Im Januar 2009 gab er dort sein erstes Konzert und in den Folgejahren noch drei weitere.

Aus der Zusammenarbeit zwischen Gerfried Horst und Igor Odinzow entstanden auch mehrere Gedenktafeln:
für Otto Nicolai zu dessen 200. Geburtstag im Jahre 2010; eingeweiht wurde die Gedenktafel vom damaligen Vorstand der Wiener Philharmoniker, Prof. Dr. Clemens Hellsberg; für Richard Wagner in 2011; in 2012 die große Tafel mit den Namen berühmter Professoren der Königsberger Universität Albertina.

Dank der fruchtbaren Kooperation mit Igor Odinzow konnten auch mehrere Ausstellungen zu Freunden Kants im Kant-Museum des Königsberger Doms von den jeweiligen Nachkommen, die Mitglieder unserer Gesellschaft sind, eröffnet werden. Weiterhin unterstützte Igor Odinzow unsere Gesellschaft dabei, dass die deutsch-russische Ausgabe der Kant-Biographie von E.A.Ch. Wasianski im Verlag der Kant-Universität erscheinen konnte.

Im März 2015 wurde sein Vertrag als Domdirektor von der Bezirksregierung nicht verlängert. Er musste sein Amt aufgeben und hat seine Wirkungsstätte seitdem nie wieder betreten. Der Dom und die Orgel sind die bleibenden Zeugen dessen, was er erreicht hat.

Dass der Dom nicht wie die anderen Kirchen im nördlichen Ostpreußen der russisch-orthodoxen Kirche übertragen wurde, sondern Eigentum der Russischen Föderation blieb, ist auch Igor Odinzow zu verdanken.

In einem Interview mit NewKaliningrad.ru am 8. April 2015 (https://www.newkaliningrad.ru/…/5718046-igor-odintsov-mne-n…) sagte er: „Man muss an diesem Ort ein Kant-Zentrum errichten. Ich glaube, dass die Zeit dafür kommt und man das verwirklichen wird. … Der Dom muss dem Volk gehören und Kant gewidmet sein. Eine Gedenkstätte für Kant.“

Am 6. August 2020 ist Igor Alexandrowitsch Odinzow im Alter von 83 Jahren in Kaliningrad gestorben.

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